Mandini, 25.10.-02.11.
25.10. – 2.11.
Während Sebastian durch Mosambik reist, verbringe ich die Woche in Mandini, nordöstlich von Durban. Durch Zufall sind wir im Internet darauf aufmerksam geworden, dass es hier eine Dependance der Malteser geben soll. Auf unsere Anfrage, ob ich eine Woche zu Besuch kommen dürfe antwortet uns ein gewisser Pater Gerhard spontan und absolut gastfreundschaftlich.
Pater Gerhard, bayrischer Missionar der Benediktiner, hat hier vor einigen Jahren die „Brotherhood of blessed Gerard“ gegründet, um den einsamen Kranken und Sterbenden in der Umgebung ein bisschen Pflege und Zuwendung zu schenken. Gleich zu Beginn meines Besuches werde ich von ihm ausführlich über die Gründungsgeschichte des Malteserordens aufgeklärt. So lerne ich u.a., dass der selige Gerhard Gründer des Malteserordens gewesen sei. Willkommen bei den südafrikanischen Maltesern!!
Die ursprüngliche Idee von Father Gerhard und den Mitbegründern, Mr. & Mrs. Tabethe und Mr. & Mrs. Kalkwarf, dass sich die Organisation im Laufe der Jahre über das ganze Land verbreitet, hat sich in den vergangenen 16 Jahren nicht verwirklicht. Die Bruderschaft ist regional geblieben, hat aber dafür ihre Wirkungsbereiche ausgeweitet und vertieft. So ist das ursprüngliche Hospiz von 8 auf 40 Betten gewachsen, davon sind 5 für Kinder. Vor 9 Jahren ist dazu noch ein Waisenhausentstanden. Teils sind es die Kinder der im Hospiz verstorbenen um die sich der Rest der Familie nicht kümmern will oder kann. Dieses beherbergt zur Zeit 43 Kinder zwischen 9 Monaten und 17 Jahren. Die Kinder gehen alle in eine ordentliche Schule und wenn sie einmal soweit sind das sie diese beendet haben, wird ihnen auch eine weitere Ausbildung ermöglicht. Das Heim soll also wirklich so gut es eben geht ein Ersatz für die Familie bieten. .
Weiters bietet das „Care Centre“ eine Art mobiler Pflege an. Das heißt, wenn eine Familie sich im Hospiz wegen einem Angehörigen meldet, dieser aber noch durchaus zu Hause versorgt werden kann, kommt das Homecare Team regelmäßig vorbei und schaut wie es dem Patienten geht, leitet die Angehörigen an sich um diesen zu kümmern und vor allem darauf zu achten, dass die nötigen Medikamente immer zur gleichen Zeit genommen werden. Oder es handelt sich um Patienten, die dank der guten Pflege im Hospiz wieder zu Kräften gekommen sind und wieder entlassen werden konnten. Auch bei denen werden, in etwas größeren Abständen, Verlaufsbesuche gemacht.
Der dritte und inzwischen größte Schwerpunkt liegt in der Versorgung von HIV/AIDS Patienten. Das Care Centre beherbergt eine kleine, aber sehr frequentierte Klinik. Die Patienten kommen zu regelmäßigen Bluttests und sollte das Virus sich soweit ausgebreitet haben, dass ein Therapie nötig wird, bekommen sie diese. Schon im Vorfeld werden sie über den Einnahmemodus, ausgewogene Ernährung und nötige Hygiene geschult. Die Patienten in Therapie müssen regelmäßig kommen um ihre Tabletten abzuholen und werden somit auch gleich untersucht. Kommen die Patienten mit anderen Krankheiten, werden sie an das regionale Health Care Centre verwiesen oder sogar ins Kreiskrankenhaus.
Auch der Klinik ist ein mobiles Team angeschlossen. Dieses besucht die Neuzugänge um sich ein Bild der häuslichen Situation zu machen, besucht auch Patienten die schon länger in Behandlung sind um das Vertrauen aufzubauen oder zu stärken. Und falls ein Patient nicht erscheint um sich seine neuen Tabletten zu holen oder eine Kontrolluntersuchung verpasst, fahren sie zu diesem nach Hause um zu schauen was los ist.
Das Team, das alles ermöglicht, besteht aus ca. 50 Festangestellten und 200 aktiven Volunteers. Wobei man hier in Südafrika einem freiwilligen Helfer zumindest eine Mahlzeit am Tag und am Besten auch noch das Busticket zahlen muss/ sollte, damit er überhaupt kommt. Viele dieser Helfer sind arbeitslos So haben sie zumindest etwas zu essen und etwas das sie die Tage über beschäftigt. Oft nehmen sie auch das Busgeld gerne an, gehen dann aber doch zu Fuß nach Hause, weil diese paar Rand das einzige Einkommen der Familie sind.
Wie ich im Laufe der Woche lerne ist das Hierarchiegehabe hier ähnlich wie in Indien. Sobald eine „Enrolled“ Nurse eine „Assistend“ Nurse an ihre Seite gestellt bekommt, rührt sie keinen Finger mehr, kontrolliert höchstens ob diese Alles richtig macht.
Dem entsprechend fällt auch die meiste Arbeit an die Freiwilligen.
Dieses Gefälle merkt man auch ganz stark im Speisesaal: jede Gruppe setzt sich an einen eigenen Tisch und die wenigen Männer wieder ganz extra. Es gibt nur ganz wenige die genug Selbstvertrauen haben dieses Schema durchbrechen und die fröhlich mit allen blödeln.
Da ich in Südafrika nicht als Krankenschwester registriert bin, darf ich nicht wirklich mitarbeiten. Daher fahre ich fast jeden Tag mit dem Homecare Team mit, so sehe ich viel von der Umgebung und lerne wie die Arbeit in den Townships läuft. So konnte ich zudem auch das Kreiskrankenhaus in Stanger sehen. Wir haben dort einen Patienten abgeholt. Es hat 2 Stunden gedauert bis wir den armen, sterbenden Mann aus seinem Bett auf der Trage hatten. Wenn ich dann an die Rettungsfahrer in Münster denke, die ganz nervös werden, wenn sie nicht nach 10 Minuten wieder auf der Strasse sind... Aber Zeit spielt in diesem Land nur selten eine Rolle.
Einen Tag konnte ich auch mit den Kindern im Heim verbringen. Die kleinen, also bis zu 11 Jahren, und die beiden behinderten Kinder, die 13 und 17 sind, leben in einem Teil des Hauptgebäudes. Dort sind sie in 4-6 Bett Zimmern untergebracht, haben ein Spiel-, ein Ess- und ein Studierzimmer und werden gut versorgt.
Die Größeren leben in einer Art Wohngruppe, es sind 5 Buben und 3 Mädels zwischen 11 und 16, sie müssen selber kochen, Wäsche waschen, aufräumen. Da diese Gruppe erst seit einem halben Jahr so „selbständig“ lebt geht noch manches schief und die zuständige Betreuerin muss viel Geduld und Humor haben.
Am Vormittag sind die meisten Kinder in der Schule oder im Kindergarten, nur die unter 4 jährigen sind da und das sind immerhin 10 sehr aktive Rabauken die beschäftigt werden möchten! Es ist sehr schnell so heiß, dass man es am Spielplatz kaum noch aushält, und so werden die Kinder vor die Glotze gesetzt, was ich natürlich, gar nicht gut finde. Aber nach einem halben Tag mit dem Haufen, kann ich das absolut nachvollziehen, dass es einfach kaum anders möglich ist so viele Kinder beschäftigt und friedlich zu halten.
Der Nachmittag läuft sehr ähnlich ab, nur dass jetzt 33 Kinder da sind und diese zum Teil auch Hausaufgaben machen müssen.
An diesem Abend war ich völlig erschöpft!
Ich habe in dieser Woche viel gesehen und gelernt, über die Zulu, Südafrika und auch über Afrika an sich. Und ich freue mich jetzt wieder mit Sebastian gemeinsam dieses großartige Land zu erkunden!